Warum Sie das detaillierte Verfahren bei der Berechnung des Energieausweises wählen und Abstand von dem vereinfachte Verfahren nehmen sollten.
Der Energieausweis ist in Österreich ein wichtiges Instrument zur Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden. Er gibt Auskunft über den Energiebedarf eines Gebäudes und darüber, wie effizient es in Bezug auf Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwasserbereitung ist. In der Berechnung des Energieausweises gibt es zwei verschiedene Verfahren: das detaillierte Verfahren und das vereinfachte Verfahren. Doch was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Verfahren und warum ist das detaillierte Verfahren besser?
(1) Das vereinfachte Verfahren
Im Gegensatz zum detaillierten Verfahren gibt es beim vereinfachten Verfahren nur wenige Eingabedaten. Hier werden weitaus wenigere Daten wie die Gebäudeart, die Wohnfläche, der Energieträger und das Baujahr erfasst.
Zur Berechnung greift das vereinfachte Verfahren auf sogenannte “Default Werte” zu. Diese “Default Werte” sind lediglich Durchschnittswerte für bestimme Objektkategorien wie z.B. Gründerzeithaus, Neubau Wien nach 2001, etc. Für die Berechnung beispielsweise eines Dachgeschossausbaus aus dem Jahr 2011 werden Durchschnittswerte aus dem Jahr 2001 herangezogen.
Vorteile:
- Oft wesentlich kostengünstigere Angebote als mit dem detaillierten Verfahren, da auch weniger Aufwand für den Aussteller
Nachteile:
- grobe Annahmen und Schätzungen des Ist-Zustandes des Objektes
- Durchschnittswerte zur Berechnung sind oftmals 10 Jahre alt und entsprechen nicht den aktuellen Anforderungen und Materialien
- folglich ergeben diese “schlechteren” Ergebnisse bei der Berechnung große Nachteile hinsichtlich Kreditvergaben, EU Taxonomie, ESG, etc.
(2) Das detaillierte Verfahren
Beim detaillierten Verfahren werden alle relevanten Daten des Gebäudes erfasst.
Relevante Daten bedeuten unter anderem: die Abmessungen des Gebäudes, die Wärmedämmung und Baustoffeigenschaften, Heiz- und Kühlsysteme, Lüftung, die Warmwasserbereitung, Nutzungsgewohnheiten und klimatische Bedingungen.
Und diese Datenerfassung erfolgt durch tatsächliche Begehung und Fotodokumentation des Objektes. Pläne des Objektes werden nachgezeichnet und die gesammelten Daten werden anschließend in einer Energiebilanz ausgewertet, um den konkreten Energiebedarf des Gebäudes zu ermitteln.
Vorteile:
- exakte Berechnung des Ist-Zustandes des Objektes
- genaue und zuverlässige Ergebnisse durch präzise Erfassung verschiedener Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch von Gebäuden
- Identifizierung von spezifischen Verbesserungspotenzialen in Bezug auf Energieeffizienz
- Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen
- Transparenz und Vergleichbarkeit von Objekten durch informierte Entscheidungen in Hinblick auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
- folglich bessere Entscheidungsgrundlage für potenzielle Käufer
- folglich Vorteile für günstigere Kreditvergabe, ESG und EU Taxonomie
Nachteile:
- etwas höhere Kosten für eine exakte Berechnung des Objektes
Warum empfiehlt die OIB-Richtlinie 6 das detaillierte Verfahren?
Das Österreichische Institut für Bautechnik (OIB) hat die Richtlinie 6 für die Berechnung von Energieausweisen herausgegeben. Diese Richtlinie empfiehlt ausdrücklich das detaillierte Verfahren für die Erstellung von Energieausweisen. Die OIB betont, dass nur mit diesem Verfahren eine genaue Ermittlung des Energiebedarfs möglich ist und somit eine fundierte Einschätzung der Energieeffizienz eines Gebäudes erfolgen kann.
"Das detaillierte Verfahren ermöglicht eine realistischere Bewertung der Energieeffizienz eines Gebäudes." (OIB Richtlinie 6, Abschnitt 2.2)
"Eine genaue Ermittlung des Energiebedarfs kann nur durch das detaillierte Verfahren erreicht werden." (OIB Richtlinie 6, Abschnitt 2.2)
Fazit
Das detaillierte Verfahren zur Berechnung von Energieausweisen bietet gegenüber dem vereinfachten Verfahren klare Vorteile. Durch die Erfassung aller relevanten Daten kann eine präzise Ermittlung des Energiebedarfs eines Gebäudes erfolgen. Auch die OIB empfiehlt ausdrücklich das detaillierte Verfahren für die Erstellung von Energieausweisen. Wer auf eine genaue Bewertung der Energieeffizienz seines Gebäudes Wert legt, sollte daher das detaillierte Verfahren wählen.
